Haarige Gedichte

Verkätzerungen und sonstige Katzitäten für Liebhaberinnen und Liebhaber der schlauen, listigen, wärmenden und jagenden Mikrotiger

---

Tatzentaten

Ob Mann, ob Frau,
Ob Potentaten,
Ob armer Schlucker,
Pfeffersack,
Ob im Nachthemd,
Ob im Frack,
Es sind der Katzen
Tatzentaten,
Die man so sieht
Auf manchem Lack.

Sie hinterlassen
Deutlich Spuren
Auf Haut und Stoff
Und im Gemüt.
Wohin der Katze
Tatzen führen,
Bleibt oft zurück,
Was lange glüht.

Da hilft kein Schimpfen,
Kein Belehren,
Denn Tatzen
Handeln autonom.
Bei wem will man
Sich auch beschweren?
Der Grund verschwindet
Als Phantom.

Niemand weiß
Wie es geschieht,
Welches Ende
Alles nimmt,
Wenn nach
Manchen Tatzentaten,
Ein Schiff zu
Neuer Richtung
Schwimmt.

So kann sogar
Das Werk von Krallen
Hinterher
Recht gut gefallen.

Frank O. Cassel
16.06.2005

---

Das Fell

Pack mich, Fass mich
Lass mich spüren.
O ich weiß´,
Ich kann verführen.
Weich umschließt es
Warmes Fleisch.
Du komm her!
Ich hab Dich gleich.
Will mich wonnig an
Dich schmiegen.
Von jedem Haar
Ein Blitzen kriegen,
Dem man nicht
Entkommen kann.

Deine Zunge
Sorgt für Glanz,
Den ich spür mit
Allen Poren.
Nimm mich, Schlaf mich
In den Tag,
Den zu warten
Du mich lehrst.
Niemand weiß,
Was Du begehrst.
Doch ein jeder
liebt den Tanz,
Der sich an
Dich hat verloren.
Der dich sucht
Und der dich greift,
Manchmal küsst
Und manchmal schleift.

Doch immer geht es
viel zu schnell,
Bis Du neues
Dir ersonnen.
Da sitz ich nun.
Und was gewonnen
Macht mir die
Gedanken hell.

Frank O. Cassel
16.05.2005

---

Auf leckerem Boden

Die Treppe
Die Tür
Der Teppich

Die Tat

Der Schwanz gestellt
Der Satz
Der Topf, der fliegt
Ein Magen kriegt,
Was sich verteilt
Auf leckerem Boden

Ein Mensch
Ein Eilen
Ein Schreck
Was vorbereitet,
I(s)st nun weg.
Hat neuen Zweck.

Solche Taten
Bringen eben
Lust
In jedes
Katzenleben

Frank O. Cassel
16.05.2005

---

Auf Liebespfaden

Ich höre Schreie, die erlauben,
Auf das Ziel mich zu bewegen,
Und des Nächtens mir zu rauben
Lust und Freude und Erregen.

Keine von den vielen Speisen,
Die mir angeboten sind,
Hindert mich jetzt zu verreisen,
Weil die Zeit zu schnell verrinnt.

Wo ist jener Pfote Kralle?
Wird sie mir das Fell zerkratzen?
Schlägt sie zu die Liebesfalle?
Gibt es gar noch andre Tatzen?

Ja, dort oben auf der Mauer
Habe ich sie mir erspäht.
Ist sie klug, dann bin ich schlauer,
Damit alles gut gerät.

Leise will ich sie erschleichen,
In Sekunden mir erhaschen.
Mit einem Satz sie mir erreichen.
Voller Anmut überraschen.

Der Sprung gelingt voll Mut und Kraft,
Es folgt ein Balgen zweier Willen.
Aus Wunden fließt des Kampfes Saft,
Bevor sie ihre Sehnsucht stillen.

Zerzaust das Fell, doch voller Glück
Weil man alles sich gegeben,
Schleicht Katze sich zum Napf zurück.
Zum nächsten ihrer sieben Leben.

Frank O. Cassel
17.06.2005

---

Trost

Soll er doch bleiben, wo er will,
Sich zu den Wirten flüchten,
Am Nordpol Elefanten züchten
Ewig auf den Fussballplatz?
Bitte nicht mit mir mein Schatz!

Sich gehen lassen ist kein Ziel.
Nur seinen Launen ewig Leben
Kann mir keine Freude geben.
Im Wäscheberg voll alten Socken
Soll er doch alleine hocken.

Und seine Hemden selber bügeln,
Die er bei anderen benutzt
Und das Auto ständig putzt.
Ich will mir sein nach meiner Art,
Was mir jeden Ärger spart.

Ab jetzt such ich mir meinen Trost
Beim Schnurren meiner Katze.
Die schneidet keine böse Fratze,
Wenn mal das Essen nicht so schmeckt,
Wird der Napf auch ausgeleckt.

Ihr Fell ist glatt und seidenweich.
An mich geschmiegt bringt sie mir Glück
Und wohlig Wärme Stück für Stück.
Aus den geheimnisvollen Augen
Kann ich mir jede Sehnsucht saugen.

Sie fühlt mit mir, was mich bedrückt.
Sie schafft mir Lust auf frohes Tun.
Sie hilft, die Seele auszuruhn.
Sie schenkt miauend Wohlbehagen.
Sie wird sich nie bei mir beklagen.

Auch sie liebt nächtens Eskapaden.
Kommt sie zurück, dann ist mein Sein
Jedes Mal voll Sonnenschein.
Und will dann an nichts andres denken,
Als Trost und Wärme zu verschenken.

Frank O. Cassel
17.06.2005

---

Morgengruß

Der Morgen ruft.
Von draußen will ein Wetter mich begrüßen.
Ein Töpfchen Schlaf noch wär mir rechter Trank
Und meiner Müdigkeit die beste Speise.

Die Decke fest
Zum Kinn herauf mir klammernd angezogen,
Will mich dem Tag verbergen, der mir wartet.
Mit Tun und Lassen und so mancher Reise.

Das Auge fasst
Mit einem Seitenblick die Zahlen von der Uhr.
In fünf Minuten wird ganz sicher es geschehn,
Was jeden Tag so bitter unvermeidlich ist.

Der Körper dreht
Noch einmal sich zur Nacht, die grad vergangen.
Zur Traumwelt voller Phantasien und zum Schlaf.
Doch kennt er schon den Weg und seine Frist.

Die Katze kommt.
Sie springt den Ruf, der jeden Morgen mich erweckt.
Ist munter ohne Dusche. Muss keine Kleider wählen.
Ihr Fell wird Gruß, der meine Müdigkeit vertreibt.

Die Pfote schabt
Mit vorsichtsvoll geführtem muntrem Krallensinn
Das Morgenlied auf meine Laken und aufs Kissen.
Wie wünsch ich mir, dass solcher Zustand immer bleibt.

Die Nacht entflieht,
Wenn sie ihr Recht auf Futter geltend macht.
Es ist ein rechter Morgensinn, ein solches Recht zu geben.
Es öffnet sich die Welt zu neuem Tatendrang.

Der Blick gefällt,
Den Katze mir zur Morgenzeit auf Frühstückstische reicht,
Sich überlegt, ob sie zum Jagen eilt, ob zum Verlieben.
Solch Wohltuwirkung ist wie fröhlicher Gesang.

Frank O. Cassel
18.06.2005

Mitglied im Netzwerk KINDER- und SENIORENFREUNDLICHE Unternehmen der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald: www.jung-wohnen-alt-werden.de